3D-Modell zur Tragwerksplanung für den Neubau des Heinz-Steyer-Stadions (Bild: ASSMANN BERATEN + PLANEN)

Im Gespräch mit Tragwerksplaner Manfred Klawonn – Teil 2

Veröffentlicht in: Interviews | 0

Foto: 3D-Modell zur Tragwerksplanung für den Neubau des Heinz-Steyer-Stadions (Bildquelle: ASSMANN BERATEN + PLANEN)

 

Manfred Klawonn, Leiter vom Kompetenzcenter Sportstättenbau der Firma ASSMANN BERATEN + PLANEN, ist der für das Heinz-Steyer-Stadion zuständige Tragwerksplaner. Das Unternehmen kümmert sich dabei um die komplette Tragwerksplanung und koordiniert zudem den Stahlbau sowie alle Fertigteile. Während das Unternehmen auch in Dresden einen Sitz hat, kommt das Team des Kompetenzcenters Sportstätten aus Dortmund und hat unter anderem das Wildparkstadion Karlsruhe, die Arena in Regensburg, das Tivoli in Aachen und eine Großsporthalle in Heidelberg geplant und betreut. Auch bei den Stadionbauten in Aue und Chemnitz war ASSMANN beteiligt.

Den 1. Teil des Interviews findet Ihr hier.

 

Fortsetzung des Interviews zur Tragwerksplanung des Heinz-Steyer-Stadions

Wie diffizil ist die große Stahlbrücke über die Bestandstribüne?

Diese Stahlbauwerk über der Nordtribüne nennen wir „Lichtbrücke“, während es sich an den Rundungen des Stadions um das „Lichtband“ handelt.

Es hat eine ganze Zeit gedauert, die Brücke gemeinsam mit dem Architekten geometrisch zu planen. Das Prinzip einer solchen Brücke ist uns aus anderen Stadion-Bauteilen geläufig, da können wir auf umfangreiche Erfahrungen zurückgreifen. Hier kann ich beispielsweise die Besonnungs-Anlage auf Schalke nennen. Diese ist auch eine Brücke, die über 90 Meter spannt, zugleich in der Höhe und auf der Länge befahrbar ist.

 

3D-Modell zur Tragwerksplanung für den Neubau des Heinz-Steyer-Stadions (Bild: ASSMANN BERATEN + PLANEN)
3D-Modell zur Tragwerksplanung für den Neubau des Heinz-Steyer-Stadions mit dem westlichen Ende der Lichtbrücke über der Nordtribüne und der massiven Fundament-Stütze daneben (Bild: ASSMANN BERATEN + PLANEN)

 

Die Südtribüne mit dem integrierten Multifunktionsgebäude wird in Massivbauweise errichtet, richtig?

Manfred Klawonn: Genau, die Tribüne wird komplett massiv aus Stahlbeton gebaut mit einem Erd- bzw. Untergeschoss als komplett weiße Wanne, also wasserundurchlässig. Die Gebäudekonstruktion selbst ist dabei weitestgehend aus Ortbeton geplant. Die Tribünenbalken und Tribünenelemente werden als Fertigteile umgesetzt.

 

Auf den folgenden beiden Grafiken ist die gesamte Tragwerksplanung des neuen Stadions aus zwei verschiedenen Perspektiven zu sehen. Farb-Legende: Grün = Ortbeton (vor Ort gegossen), Rot: Beton-Fertigteile (Säulen des Lichtsbandes werden inzwischen auch als Ortbeton-Teile geplant), Blau: Stahlbau (bzw. Magerbeton unter der Südtribüne), Gelb: Hochwasser-Schutzanlagen im Bestand

 

3D-Modell zur Tragwerksplanung für den Neubau des Heinz-Steyer-Stadions (Bild: ASSMANN BERATEN + PLANEN)
3D-Modell zur Tragwerksplanung für den Neubau des Heinz-Steyer-Stadions (Bild: ASSMANN BERATEN + PLANEN)

 

3D-Modell zur Tragwerksplanung für den Neubau des Heinz-Steyer-Stadions (Bild: ASSMANN BERATEN + PLANEN)
3D-Modell zur Tragwerksplanung für den Neubau des Heinz-Steyer-Stadions (Bild: ASSMANN BERATEN + PLANEN)

 

Wie werden die beiden Stadionkurven, die ja auch im Bedarfsfall mit mobilen Tribünen ausgestattet werden sollen, konzipiert und tragfähig umgesetzt? Und werden die Stadionkurven auch ohne mobile Tribünen für Zuschauer nutzbar sein.

Manfred Klawonn: In den Kurven wird entgegen der ersten Ausschreibung zurzeit die Betontribüne geplant. Das Konzept dazu steht bereits. Und auf diese Situation werden auch alle relevanten Höhen der Promenaden und Anschluss-Elemente ausgelegt. Für diese Tribüne machen wir auch – in Abstimmung mit den Architekten – den kompletten Entwurf und die technische Ausarbeitung. Das bedeutet, dass sich in der Westkurve in etwa sieben Reihen und in der Westkurve etwa 15 Reihen ergeben. Damit würden wir es ermöglichen, 10.000 feste Sitzplätze zu generieren. Das wäre ein großer Mehrwert für das Stadion, wenn dies so umgesetzt werden kann.

 

Sie sind auch für die Koordination der Stahlbeton-Fertigteile und des Stahlbaus verantwortlich? Wann geht’s damit los?

Manfred Klawonn: Das ist noch nicht ganz klar. Das wird von der weiteren Preisentwicklung des Stahls abhängen. Die Werkplanung ist bereits in der Umsetzung, so dass alles vorbereitet ist. Dieser Projektteil ist nicht terminkritisch und wird daher je nach Baupreisentwicklung begonnen.

 

Wie sieht es aktuell mit der Zeitplanung zur pünktlichen Baueröffnung aus?

Manfred Klawonn: Wenn weiter alles glatt läuft, dann werden wir den Termin auf jeden Fall halten. Im März haben wir mit den ersten Magerbeton-Fundamenten im tiefsten Bereich für die Squash-Ebene losgelegt. In diesem Bereich nehmen wir übrigens – im Unterschied zur anfänglichen Darstellung mit den Schottersäulen – die Lehmschicht komplett weg und mit dem Magerbeton die Gründung direkt auf dem tragfähigen Boden vor. Das war hier trotz der großen Betonmenge wirtschaftlicher, als mit den Schottersäulen zu gründen. Inzwischen ist das Fundament bereits fast fertig und die ersten Wände des Untergeschosses stehen schon.

 

 

An welchen Bauteilen wurde denn sonst noch lange getüftelt?

Manfred Klawonn: Zum Beispiel an der Rollstuhlfahrer-Rampe. Das wirkt im Nachhinein sehr einfach, war aber hochspannend in der Planungsphase. Es gab einige Herausforderungen bei dieser Rampe: Als erstes mussten wir mit der Rampe durch den ‚Stützenwald‘ des Lichtringes durchkommen. Zudem standen uns erhaltenswerte Bäume im Weg. Und schließlich mussten wir die Anforderungen der Architekten an die Optik und des Generalunternehmers in Bezug auf das Budget erfüllen. Damit haben wir die Rampe geformt. Ein kleiner Stadion-Bestandteil, der viele Mühen gekostet hat.

 

3D-Modell zur Tragwerksplanung für den Neubau des Heinz-Steyer-Stadions (Bild: ASSMANN BERATEN + PLANEN)
3D-Modell zur Tragwerksplanung für den Neubau des Heinz-Steyer-Stadions mit der Rollstuhlfahrer-Rampe (Bild: ASSMANN BERATEN + PLANEN)

 

Wie schwierig war es, das zur Verfügung stehende Plan-Budget einzuhalten?

Manfred Klawonn: Das ist das interessante am Stadionbau. Man muss immer kreativ sein. Es gibt so viele Teilbereiche, bei denen man sich aus anderen Fachdisziplinen Bauweisen oder Teile abschaut. Wir haben beispielsweise beim Stadionbau in Aue den Anschluss der Stahlträger am Beton optimiert. Normalerweise werden hier Gewindestangen oder große Einbauteile verwendet, mit denen der Tröger festgeschraubt wird. Wir haben uns für das Stadion in Aue eine Umsetzung mit Dauerankern aus dem Spezial-Tiefbau abgeschaut. Diese zugelassenen Systeme sind eigentlich für die Verankerung von Baugrubenwänden gedacht. Wir haben dies dann für die Anbindung der Träger an den Beton genutzt. Für die über 60 Stahlträger brachte dies eine Ersparnis zur herkömmlichen Umsetzung von insgesamt knapp 100 Tausend Euro – bei technischer Gleichwertigkeit. Und dies findet nun auch beim Bau hier in Dresden Anwendung.

 

Der Schluss gehört Ihnen!

Manfred Klawonn: Von einem Stadionbau-Projekt zum nächsten optimieren wir so stetig die Details. Ein weiterer Vorteil ist es, dass wir bei vielen Bauwerken später auch die Bauwerksprüfung übernehmen und das Bauwerk so auch in der Praxis begleiten. Bei diesen Prüfungen kommen wir mit den Verantwortlichen in Kontakt und erfahren sehr genau, was gut und nicht so gut am Objekt funktioniert. Und daraus versuchen wir unsere Schlüsse für zukünftige Projekte zu ziehen.

 

Vielen Dank für das Interview und die spannenden Details zur Planung aus tragwerksplanerischer Sicht.

Mehr Informationen zum Sportstättenbau bei ASSMANN BERATEN + PLANEN.

 

3D-Modell zur Tragwerksplanung für den Neubau des Heinz-Steyer-Stadions (Bild: ASSMANN BERATEN + PLANEN)
3D-Modell zur Tragwerksplanung für den Neubau des Heinz-Steyer-Stadions (Bild: ASSMANN BERATEN + PLANEN)