Das seit Dezember 1918 vom DSC und mit finanziellen Mitteln des Dresdner Sportclub erbaute und am 12. Oktober 1919 eröffnete „DSC-Stadion im Sportpark Ostragehege“ erlebte unter diesem Namen im Jahr 1935 seinen Zuschauer-Höhepunkt bei einem Sportevent. Im Mai kamen 62-150 Zuschauer ins große Rund, um der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im Spiel gegen die Tschechoslowakei (2:1-Sieg) zuzujubeln.
Nach Ende des 2. Weltkrieges und Verbot des bürgerlichen Dresdner SC 1898 wurde das Stadion in „Stadion im Sportpark Ostragehege“ umbenannt. Vier Jahre später folgte die erneute Umbenennung in das heutige „Heinz-Steyer-Stadion“ – benannt nach dem ehemaligen KPD-Mitglied und Arbeitersportler Heinz Steyer.
Schon in den 90er Jahren regte sich mehrfach die Idee auf sportpolitischer Bühne, das Stadion in Helmut-Schön-Stadion umzubenennen. Der Name Helmut Schön ist eng mit der Stadt Dresden und dem Stadion im Ostragehege verbunden. Helmut Schön ist als gebürtiger Dresdner der deutschlandweit und international bekannteste Dresdner Sportler. Eine würdige Ehrung fehlt jedoch in seiner Heimatstadt bisher.
Schön war von 1930 bis 1950 als Weltklasse-Fußballspieler und Trainer für den Dresdner Sportclub aktiv, später auch bei der SG Friedrichstadt und Hertha BSC/DSC. Der legendäre Spielgestalter erreichte mit dem DSC unter anderem folgende Erfolge:
- 2x Deutscher Meister
- 2x Deutscher Pokalsieger
- 16 Spiele als Spieler in der deutschen Nationalmannschaft (17 Tore)
Berühmtheit erlangte Helmut Schön auch durch seine Karriere als deutscher Fußball-Bundestrainer von 1964 bis 1978 (und zuvor 8 Jahre als Co-Trainer), dabei konnten unter anderem folgende Erfolge errungen werden:
- Weltmeister 1974
- Europameister 1972
- Vize-Weltmeister 1966
- WM-Dritter 1970
- Vize-Europameister 1976
Schön gilt damit als einer der erfolgreichsten Fußballtrainer der ganzen Welt.
„Die Zeit von 1966 bis 1974 war die spielerisch hochwertigste, ereignisreichste und erfolgreichste Phase in der Geschichte der deutschen Nationalelf.“ (Quelle: Schulze-Marmeling/Dahlkamp: „Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft“)
Der ‚Mann mit der Mütze‘ wurde mit dem ‚Großen Bundesverdienstkreuz‘, Silbernen Lorbeerblatt & FIFA-Verdienstorden ausgezeichnet, ist zudem Ehrenmitglied des Deutschen Fußball-Bundes und Mitglied der „Hall of Fame“ des deutschen Sports.
Das heutige Heinz-Steyer-Stadion (damals noch „DSC-Stadion im Sportpark Ostragehege“), welches sich gerade im Umbau befindet, war für zwei Jahrzehnte die Heimstätte von Schön. Der laufende Stadionumbau ist der perfekte Anlass und die beste Chance, Schön würdig in seiner Heimatstadt zu ehren – pünktlich vorm 50-jährigen Jubiläum des Sieges bei der Weltmeisterschaft 1974.
Der hohe Bekanntheitsgrad kann auch für die Sport-Entwicklung und Außendarstellung der Stadt Dresden genutzt werden.
Der Dresdner Sportclub 1898 e.V. hat auf seiner letzten Delegiertenversammlung vor einigen Tagen das Thema neu auf die Agenda gebracht und mit großer Mehrheit entschieden, dass Helmut Schön im Rahmen der Stadioneröffnung eine würdige Ehrung an seiner Heimatstätte erhalten soll. Dafür wird sich der DSC als Dresdner Sportverein mit den meisten aktiven Mitgliedern (Sächsischer Bergsteigerbund ohne regionale Aufschlüsselung außen vor gelassen) aktiv bei der Stadt Dresden einsetzen. Dabei wurde sowohl die Benennung des Stadions als auch der neuen Südtribüne diskutiert. Auch der Name Heinz Steyer soll weiterhin im Areal erhalten bleiben und damit an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert werden.
Wir sind gespannt, wie sich das Thema weiterentwickelt. Eine Ehrung des Dresdners Helmut Schön ist angesichts seiner Bedeutung für den deutschen Sport überfällig und die Benennung des Stadions nach dem weltweit bekannten ‚Mann mit der Mütze‘ eine würdige Variante.
„Helmut Schön ist vielleicht der letzte Vertreter einer Trainergeneration, die den Fußball, nicht das Geld in den Vordergrund stellte, für die nicht der Verdienst, sondern der Spaß am Beruf die wesentliche Triebfeder war.“ (Quelle: Ludger Schulze: „Trainer. Die großen Fußballstrategen“)