Heinz-Steyer-Stadion Panorama im Sonnenuntergang

Politischer Streit um „Helmut-Schön-Tribüne“

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Vor etwa einem Jahr machte sich mit dem Dresdner SC 1898 einer der Stadion-Hauptnutzer sowie einstiger Stadion-Erbauer für die Benennung einer Tribüne nach Helmut Schön stark. Helmut Schön gilt als eine der bekanntesten Dresdner Persönlichkeiten. Dieses Ansinnen wurde an die Stadtverwaltung herangetragen und von der SPD im Frühjahr 2023 aufgegriffen.

Im SPD-Antrag, der vom Ausschuss für Sport (Eigenbetrieb Sportstätten) beschlossen werden müsste, heißt es:

„1. Der Oberbürgermeister wird beauftragt, dem Vorschlag der DSC-Fußballabteilung folgend, in Abstimmung mit dem Eigenbetrieb Sportstätten eine Tribüne des um- und ausgebauten Heinz-Steyer-Stadions nach dem früheren Bundestrainer und DSC-Spieler Helmut Schön zu benennen und dies auf geeignete Art und Weise am Stadion kenntlich zu machen.
2. Die Stadtverwaltung wird beauftragt, die Aktivitäten zur angemessenen sporthistorischen Einbettung der Stadion-Eröffnungsfeier (z.B. Einladung von Teilen der Weltmeistermannschaft 1974) auf geeignete Art und Weise zu unterstützen.“

Nun gibt es wenige Tage vor der Beschlussfassung im Sport-Ausschuss einen aufgebauschten politischen Streit um das Thema. Muss im Heinz-Steyer-Stadion mit Helmut Schön ein zweiter Mann geehrt werden? Sollte nicht jemand mit einer anderen Sportart als Fußball geehrt werden? Sollten sich nicht alle Nutzer Gedanken machen, was wie benannt werden sollte? Dies und noch weitere Meinungen treffen dabei aufeinander.

Unsere Haltung ist dabei relativ klar: Die Nutzung eines Namens für die Stadionbenennung oder eine der Tribünen sollte folgende Faktoren berücksichtigen:

  1. Bekanntheit der Persönlichkeit – Nutzung als Marketinginstrument in der städtischen Außendarstellung
  2. Selbstähnlichkeit – Sportler an „seiner“ Sportstätte
  3. Tradition verpflichtet – Verbundenheit mit Standort und Geschichte
  4. Persönlichkeit – Schön galt als zurückhaltender, ehrbarer Mensch

Daher ist für uns klar, dass Helmut Schön der beste Vorschlag ist. Die Bekanntheit Helmut Schöns in Deutschland und auch darüber hinaus geht weit über das Maß aller anderen in Frage kommenden Sportler oder Sportlerinnen hinaus. Allein dies ist schon Grund genug, Helmut Schöns Erbe in Dresden an prominenter Stelle und in für die Stadt nutzbarer Art und Weise (entgegen einer Umbenennung einer Mini-Allee) zu nutzen. Dass Dresden und das Ostragehege mit dem „DSC-Stadion im Sportpark Ostragehege“ (damaliger Stadionname) die zentrale Wirkungsstätte für den Fußballer sowie Trainer mit Weltruhm war, ergänzt diesen Namensvorschlag perfekt.

Die Ehrung Helmut Schöns im Rahmen des Stadionneubaus ist daher alternativlos, wenn man die Argumente prüft und mit der Benennung auch Ziele verfolgt, die über eine Ausgewogenheit von Sportarten oder Geschlechtern hinausgeht. Bezüglich der Sportarten-Argumente sollte zudem ergänzt werden, dass die Stadionbenennung nach dem Antifaschisten Heinz Steyer eine politische Entscheidung ist, die sehr wenig mit der Fußballkarriere des Arbeitersportlers zu tun hat.

Die SPD hat ihren Antrag nun zunächst vertagt, um mit den anderen Fraktionen nach Mehrheiten zu suchen, anstatt das Thema in der Debatte zu zerstören. Sicherlich ein zielführender Prozess. Vielleicht bemerkt man in diesem Prozess, dass das Stadion ja zwei Tribünen hat und gegebenenfalls noch eine weibliche Weltrekordlerin der Leichtathletik als zweiten Tribünen-Namen verträgt.

Wir bleiben für Euch dran!

 

Warum Helmut Schön?

Schön war von 1930 bis 1950 als Weltklasse-Fußballspieler und Trainer für den Dresdner Sportclub aktiv, später auch bei der SG Friedrichstadt und Hertha BSC/DSC. Der legendäre Spielgestalter erreichte mit dem DSC unter anderem folgende Erfolge:

  • 2x Deutscher Meister
  • 2x Deutscher Pokalsieger
  • 16 Spiele als Spieler in der deutschen Nationalmannschaft (17 Tore)

Berühmtheit erlangte Helmut Schön auch durch seine Karriere als deutscher Fußball-Bundestrainer von 1964 bis 1978 (und zuvor 8 Jahre als Co-Trainer), dabei konnten unter anderem folgende Erfolge errungen werden:

  • Weltmeister 1974
  • Europameister 1972
  • Vize-Weltmeister 1966
  • WM-Dritter 1970
  • Vize-Europameister 1976

Schön gilt damit als einer der erfolgreichsten Fußballtrainer der ganzen Welt.

Der ‚Mann mit der Mütze‘ wurde mit dem ‚Großen Bundesverdienstkreuz‘, Silbernen Lorbeerblatt & FIFA-Verdienstorden ausgezeichnet, ist zudem Ehrenmitglied des Deutschen Fußball-Bundes und Mitglied der „Hall of Fame“ des deutschen Sports. Allein letzteres zeigt den Stellenwert des gebürtigen Dresdners.

Das heutige Heinz-Steyer-Stadion (damals noch „DSC-Stadion im Sportpark Ostragehege“), welches sich gerade im Umbau befindet, war für zwei Jahrzehnte die Heimstätte von Schön. Der laufende Stadionumbau ist der perfekte Anlass und die beste Chance, Schön würdig in seiner Heimatstadt zu ehren – pünktlich vorm 50-jährigen Jubiläum des Sieges bei der Weltmeisterschaft 1974.

 

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